Erinnerungen
Der Sommer rückt näher und mit ihm die Kieler Woche, eine Zeit, in der Kiel Kopf steht. Wie so vieles in den letzten drei Jahren habe ich auch die Kieler Woche natürlich immer mit C. verbracht. Am 26.06.2004, ein halbes Jahr nach unserem Kennenlernen bzw. Zusammenkommen, habe ich ihm auf der Kieler Woche das erste Mal gesagt, dass ich ihn liebe. Wir waren mit einigen Freunden unterwegs und schauten uns ein Konzert an. Der ganze Tag war einfach nur schön gewesen und während einer ruhigen Minute unter uns ist es mir einfach so rausgerutscht. Er sah mich mit großen Augen an und sagte: "Endlich sagst du es. Ich wollte es schon lange sagen, habe mich aber nicht getraut! Ich liebe dich auch! Über alles!" Gott war ich glücklich!!!
Letztes Jahr war gleichzeitig WM. C. ist nicht so der Fußballfreak, ich auch nicht, aber wenn es um große Turniere geht bin ich voll dabei.
Das Spiel Deutschland gegen Schweden wollte ich nicht verpassen, C. hatte keine Lust mitzukommen, also traf ich mich alleine mit ein paar Freunden in der Stadt und wir schauten gemeinsam das Spiel. Mit C. war ich gegen Abend dann verabredet. Nach dem Spiel zogen eine Freundin und ich noch gemeinsam durch die Stadt, schauten uns hier und da ein paar Buden an, aßen und tranken etwas und schlenderten dann gemütlich in Richtung Hörn, wo ich mit C. verabredet war. Wir kamen viel zu spät, bei dem Gewusel kann man einfach nicht einplanen, wie lange man für einen relativ kurzen Weg braucht. Als wir endlich da waren kam er sofort auf mich zugerannt und war ganz aufgeregt. "Rate mal wen ich getroffen habe!!" Ich hatte keine Ahnung, er ging kurz weg und kam mit einem Kerl wieder, den ich noch nie zuvor gesehen hatte. "Das ist S., mein Cousin aus Nürnberg!!" Das war echt eine kuriose Geschichte. S. ist mit einem Kumpel einfach mal so nach Kiel gefahren. Als sie angekommen waren wollte er C. anrufen, hatte aber seine aktuelle Handynummer nicht und dachte sich: "Na ja, den treffen wir schon irgendwo." Und so ist es denn auch tatsächlich gekommen. Ein Riesenzufall. C. hatte ihn zuerst gesehen, aber nur flüchtig und schräg von der Seite. Er dachte, dass das sein Cousin sein könnte, aber dass das ja gar nicht sein könnte, der wohnt ja schließlich in Nürnberg und hätte jawohl Bescheid gesagt, wenn er in Kiel wäre. Er hat lange überlegt, ob er zu ihm gehen soll oder nicht, schließlich hatte er seinen Cousin auch schon vier Jahre nicht gesehen und könnte sich irren. Irgendwann ist er dann doch hingegangen und er war es tatsächlich. Einfach unglaublich. S. meinte nur: "Da bist du ja, wir haben dich schon gesucht." Auf der Kieler Woche jemanden suchen, auf die Idee kann nur ein Franke kommen! Man hat ja schon die größten Probleme jemanden zu finden, wenn man weiß, dass er da ist und wo er ungefähr ist!
Als mein (erster) Geburtstag (mit ihm) näher rückte wurden C.s Fragen nach meinen Vorlieben und Abneigungen immer drängender, insbesondere über Schmuck fragte er mich aus. Warum ich eigentlich keinen trage, ob es daran liegt, dass ich das nicht mag oder einfach nur, weil ich keinen habe... Mir war also klar: "Ich kriege Schmuck." So kam es dann auch, er schenkte mir eine Kette, die ich auch heute noch immer trage.
Zu seinem (ersten) Geburtstag (mit mir) scheute ich weder Kosten noch Mühen und ersteigerte bei einem bekannten Internetauktionshaus ein uraltes Spiel, von dem er ständig geredet hatte, was es aber leider nicht mehr gab. Ich hatte mich schon so auf sein Gesicht gefreut, doch er vermasselte alles indem er einige Tage vor seinem Geburtstag unter mein Bett schaute... Warum ich keinen besseren Platz als Versteck genutzt hatte - keine Ahnung. Wir lagen im Bett und alberten herum, kitzelten uns usw. und auf einmal hing sein Kopf neben dem Bett und sein Blick wanderte eben zu dem, was unter dem Bett lag. Er schnellte hoch und kapierte zuerst gar nicht, dass das sein Geburtstagsgeschenk war sondern war ganz ärgerlich, dass ich das Spiel besaß, das er unbedingt haben wollte und ihm kein Wort davon gesagt hatte. Erst mein bedröppelter Gesichtsausdruck ließ den Groschen bei ihm fallen und ihm war es ganz unangenehm, dass er mir die Überraschung verdorben hatte.
Mit der Zeit wurden wir beide besser darin, den anderen zu überraschen, ich habe mir mehrere Male kleine Beulen am Kopf zugezogen, weil er mit Vorliebe Dinge unter meinem Kopfkissen für mich versteckte, aber es gab immer wieder Momente, in denen ich mich geärgert habe über ihn, weil er mir - schon wieder - eine Überraschung versaut hatte.
Einige seiner Freunde habe ich gleich am ersten Abend "kennengelernt", wobei der eine von ihnen, der den Anspruch geltend gemacht hat, dass er uns überhaupt erst zusammengebracht hat durch seine kontinuierlichen Kommentare, wie toll C. mich doch findet und wie gut wir zusammenpassen würden..., ein paar Tage später zwecks Studiums in die USA gegangen ist, und dort auch heute noch ist. Den habe ich also nur ein einziges Mal gesehen.
Den Rest lernte ich ziemlich schnell kennen, denn oftmals war die Bude voll, wenn ich zu ihm kam. Ich musste mich relativ schnell damit abfinden, dass ich nicht die einzige war, die gerne den Abend mit C. verbringen würde und ich fand es anfangs teilweise sehr anstrengend, ständig mit "fremden" Leuten konfrontiert gewesen zu sein, wo ich ihn doch auch noch nicht wirklich toll kannte. Aber es war in Ordnung, wir haben viel zusammen gefeiert und viele nette Abende zusammen verbracht und meistens, wenn ich unter der Woche bei ihm war und mal wieder vier oder mehr Leute bei ihm saßen, haben die sich dann doch relativ bald verabschiedet.
Zum Glück gab es auch gemeinsame Bekannte, ein ziemlich großer Kreis von Menschen, die wir beide eigentlich eher flüchtig kannten, ich schon etliche Jahre, er gerade ein paar Monate. Dadurch, dass wir nun ein Paar waren, lernten wir beide diese Menschen besser kennen und vernachlässigten leider Gottes unsere "alten" Freundeskreise, wie es ja so oft der Fall ist.
Für den 1. Weihnachtstag hatten wir uns dann verabredet. Er wollte mit seinen Freunden ausgehen, ich mit meinen, also entschlossen wir uns kurzerhand, alle gemeinsam irgendwohin zu gehen. Die Freunde hatten allerdings nicht viel von uns an dem Abend, wir waren eher mit uns selbst beschäftigt...
An dem Abend haben wir es dann auch offiziell gemacht, wir waren nun ein Paar (auch wenn wir uns nicht wirklich gut kannten...die Chemie stimmte auf Anhieb und ich hatte keinerlei Zweifel, dass es nicht klappen würde). In den nächsten Jahren konnten wir uns nie auf unseren Jahrestag einigen. Keiner von uns hatte auf die Uhr geguckt, ich sagte immer, dass es schon nach Mitternacht gewesen wäre, also eigentlich schon der 26.12. und er wollte sowieso immer lieber unseren Kennenlerntag als Jahrestag nehmen, wobei wir uns da auch immer unschlüssig waren, ob es nun der 22.12. oder der 23.12. war... Sehr kompliziert alles! Aber da das alles sowieso so nah an Weihnachten war, haben wir den Jahrestag eh nie mit Geschenken oder so zelebriert.
Nun ja, wir waren nun also ein Paar und wollten dann natürlich auch die Nacht zusammen verbringen. Diesmal fühlte ich mich ein bißchen wohler, auch am nächsten Morgen. Es war nicht mehr komisch, es war einfach nur noch schön. Der nächste Hammer kam aber wieder sofort. Es war ja Weihnachten. Bei uns zuhause gehörte der 26.12. eigentlich nie so richtig dazu, meistens war keiner da, die Familie kam bei uns an Heiligabend und am 1. Weihnachtstag zusammen, daher hatte ich das wahrscheinlich auch gar nicht so richtig auf der Rechnung... Bei ihm allerdings, wo wir die Nacht verbracht hatten, stand auf einmal die ganze Familie vor der Tür! Ich hatte schon genug "Angst" vor den Eltern, muss ja eigentlich auch nicht sein, dass man die sofort kennenlernt... Nun hatte ich es also mit Onkeln und Tanten zu tun, dazu kam noch der Bruder mitsamt seiner Freundin und natürlich die Oma..... Und ich war ja auch eigentlich gar nicht eingeplant! Wusste ja schließlich keiner von uns beiden, wie der Abend enden würde und es war ja auch nicht unbedingt geplant, dass ich schon wieder bei ihm lande. Aber die ganze Familie hat mich sehr nett aufgenommen, es hat mir keiner das Gefühl gegeben, unerwünscht zu sein, und die doch etwas ungewöhnliche Situation wurde von allen gut überspielt. Die Oma, die übrigens mit im Haus wohnte, brauchte nichts zu überspielen, die war nämlich fest davon überzeugt, dass ich schon länger dazugehöre und es war ihr ganz peinlich, dass sie "schon wieder" meinen Namen vergessen hatte... ;-)
Dann kam also Weihnachten und ich verbrachte den Heiligabend ganz traditionell mit der Familie, genau wie C. auch. Wir hatten nachmittags kurz telefoniert und schrieben uns den ganzen Abend SMS und ich fand es ein wenig bedenklich, dass er mich ständig „Maus“ nannte. Das ging mir nun wirklich alles ein wenig schnell.
Irgendwann wurde mein Bruder neugierig, weil ich ständig mit dem Handy beschäftigt war, und er nahm es mir weg und las die Nachricht, die ich gerade von C. bekommen hatte. „Aha, du schreibst also die ganze Zeit mit einem Kerl!“ Die Reaktion meiner Mutter: „Hab ich mir doch schon gedacht, sie ist neulich Nacht auch nicht nach Hause gekommen.“ Na wunderbar, ganz tolles Gesprächsthema beim Weihnachtsessen! Ich wäre am liebsten verschwunden!
Am nächsten Morgen wachte ich auf und wusste nicht, was ich tun sollte. Heimlich nach Hause abhauen ging nicht, denn ich war so ca. 20 km von zu Hause entfernt, und wusste ehrlich gesagt gar nicht so ganz genau wo ich war. Wir waren ja mit dem Taxi zu ihm gefahren, es war dunkel und so… Ich wusste aber nicht, wie es denn so wird mit uns beiden, ob wir ganz normal miteinander umgehen könnten usw.
Er wachte dann kurze Zeit später auch auf, es war anfangs ein bißchen peinlich, aber wir verstanden uns immer noch genauso gut wie am Abend davor. Er fuhr mich dann irgendwann nach Hause, natürlich nicht ohne dass wir unsere Telefonnummern ausgetauscht hatten.
Gegen Abend war ich mit unserem gemeinsamen Bekannten fürs Kino verabredet, Herr der Ringe, keine Ahnung welcher Teil in dem Jahr lief, aber wir wollten vorher noch den vorausgehenden Teil auf DVD gucken. Als ich da ankam kamen natürlich sofort die Fragen, wo ich denn gestern abgeblieben wäre. Als ich sagte, dass ich bei C. übernachtet hätte kam ein ungläubiges „NEIN…“ mit einem fetten Grinsen. Mein Gott, war mir das alles unangenehm.
C. wusste was ich an dem Abend vorhatte, hat es aber anscheinend vergessen oder es war alles geplant, ich weiß es nicht, denn kaum zehn Minuten nachdem wir den Film gestartet hatten klingelte das Telefon. Es war C., der von meinem Kumpel genauere Informationen über mich haben wollte, die er ihm natürlich nicht geben konnte, da ich direkt neben ihm saß! Wie gesagt, vielleicht war das von C. so geplant, damit ich weiß, dass er sich näher für mich interessiert… Das wusste ich nun also, und ich fand es gut!
Am 22.12.2003 lernten wir uns kennen. Wir beide wurden von Freunden mitgeschleppt, hatten eigentlich gar keine große Lust auszugehen. Was für ein Glück, dass wir uns haben überreden lassen!
Es war in einer Disco und der allererste Kontakt war kein unbedingt netter. Ich stand an der Bar und wartete schon ewig lange auf mein Bier. Plötzlich stand er neben mir, ob ich ihn da allerdings schon wahrgenommen habe weiß ich ehrlich gesagt nicht mehr. Erst als die Kellnerin mit MEINEM Bier auf uns zukam und er es mir vor der Nase wegschnappte (immerhin hat er es selbst bezahlt) fiel er mir so richtig auf. Zum Glück bekam ich kurz danach ein neues Bier… Ich ging dann und suchte meine Leute und sah dann IHN, wie er mit einem Freund von mir sprach. Ich ging auf die beiden zu, stellte mich zu ihnen und wir kamen ins Gespräch. Später, als wir schon zusammen waren, erzählte er mir, dass er richtig Angst hatte, als er mich kommen sah, da er nicht wusste, dass ich seinen Gesprächspartner kannte und er dachte, ich komme um ihn wegen des Biers anzumeckern ;-)
Wir trennten uns den ganzen Abend nicht mehr, hatten richtig viel Spaß zusammen und seine Kumpels gaben mir mehr als einmal zu verstehen, dass er mich wirklich sehr nett finden würde, also war ich irgendwie schon ein bißchen auf der sicheren Seite... Nach und nach verschwanden alle Leute, mit denen ich da war. Das bedeutete, dass ich keine Möglichkeit mehr hatte irgendwie nach Hause zu kommen oder bei jemandem zu schlafen. „Dann pennst du halt bei mir“ sagte er, und ich stimmte zu. Im Taxi zu ihm fingen wir an rumzuknutschen. Ich muss an dieser Stelle zugeben, dass es von mir ausging und dass ich mich ehrlich gesagt nicht mehr genau erinnere, wie es dazu kam… Vor allem, da wir nicht alleine im Taxi waren, sondern zu viert. Normalerweise wäre es mir peinlich gewesen vor lauter Fremden mit einem weiteren Fremden zu knutschen… Tja. Irgendwann während der Taxifahrt mussten wir dann an der Tankstelle anhalten, offiziell um Zigaretten zu kaufen, inoffiziell (wie ich erst viiieel später erfahren habe) wurden Kondome gekauft, die er nicht einmal selbst bezahlt hat, weil er kein Geld mehr hatte. Es war wohl nicht mal seine Idee, der Kumpel, mit dem er reinging, meinte, das wäre eine wichtige Investition für das weitere Gelingen des Abends. Oh Mann, da hat er echt gut daran getan, dass er mir diese Geschichte erst ein Jahr später oder so erzählt hat!
Bei ihm zu Hause angekommen redeten wir stundenlang über dies und jenes und, wie sollte es anders sein, landeten schließlich im Bett… Die Kondome hatte er übrigens irgendwann, wohl als ich mal kurz ins Bad verschwunden war, in eine seiner Schubladen gepackt, so dass es nicht auffiel, dass er sie gerade erst gekauft hatte (bzw. hatte kaufen lassen). ;-)
Ein guter Freund sagte, unser Kennenlernen wäre eine Geschichte, die es wert wäre, dass über sie geschrieben wird...
Ich habe mich nun dazu entschlossen, eigens eine Rubrik für dieses Thema einzurichten, denn ich gebe ihm Recht.
Unser Kennenlernen ist eine lustige Geschichte. Ehrlich gesagt habe ich mich immer ein bißchen für die Geschichte geschämt, denn sie ist nichts, was man später mal seinen Enkelkindern erzählt, keine romantische Geschichte, dafür aber lustig und auf jeden Fall wert, sich an sie zu erinnern.
Damals hätte wohl niemand gedacht, dass sich aus dem ersten Abend eine dreijährige Beziehung entwickeln würde, ich vielleicht am allerwenigsten. Aber so kam es, vielleicht ungewöhnlich, aber wundervoll! Und die vielen Erinnerungen an diese schönen drei Jahre teile ich nun mit Euch...